„Ich bin beeindruckt von der Energie und Vielfalt, die ich hier wahrnehme“
Im Mai wird Pfarrer Dr. Thorsten Waap sein Amt als Dekan des Kirchenkreises Fulda antreten. Am 28. April 2024 wird er um 14:00 Uhr in der Christuskirche Fulda durch Pröpstin Sabine Kropf-Brandau feierlich in sein Amt eingeführt. Thorsten Waap ist in Bad Hersfeld geboren und im Haunetal aufgewachsen. Nach seiner Ordination arbeitete er zunächst als Assistent an der Philipps-Universität Marburg und kam dann nach Heringen, wo er 2001 seine erste Gemeindepfarrstelle übernahm. 2016 wurde der promovierte Theologe stellvertretender Dekan des damaligen Kirchenkreises Hersfeld, seit 2020 des fusionierten Kirchenkreises Hersfeld-Rotenburg.
Im Interview spricht er über die Notwendigkeit zur Erneuerung des Glaubens; Gemeinden, in denen die christliche Nähe und menschliche Wärme spürbar wird und darüber, wie er die evangelische Kirche in Fulda bisher erlebt hat.
Herr Waap, Sie werden am 28. April in Ihr Amt als Dekan eingeführt. Werden Sie mit Ihrer ganzen Familie nach Fulda ziehen?
Wir ziehen als ganze Familie um. Allerdings sind unsere Kinder schon in Beruf und Studium; die jüngste Tochter gerade mit dem Abitur beschäftigt, so dass wir nicht immer vollzählig sein werden.
Die letzte Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung hat gezeigt: nicht nur die Kirchenbindung sondern auch der Glaube an Gott schwinden schneller als erwartet. Müssen wir uns auf die Suche nach neuen Formen der Mission machen?
Ich finde, wir sollten uns zuerst wieder auf die Suche nach den Quellen machen. Wenn der Glaube an Gott schwindet, dann sollten wir als Christinnen und Christen erst einmal selbst wieder die Erneuerung unseres Glaubens angehen. Neue Formen von Mission ergeben sich dann automatisch. Nur mit dem, was uns von Jesus her bewegt, bewegen wir was. (Wie kriegt man einen Esel vor einer langen Reise zum Trinken? Nur, indem man einen anderen Esel daneben stellt, der trinkt. Wir sollten trinkende Esel sein!)
Die katholische Innenstadtpfarrei in Fulda hat sich zum neuen Jahr mit St. Elisabeth zu einer neuen Pfarrei mit 9300 Mitgliedern zusammengeschlossen. Erwarten uns im Evangelischen Kirchenkreis Fulda in Zukunft ebenso große Gemeinden?
Ich bin kein Prophet. Vermutlich wird es wohl Zusammenlegungen geben. Die müssen aber Sinn machen, den Menschen und den Ressourcen entsprechen. Mir ist jedenfalls wichtig, dass in allen unterschiedlichen Formen und Größen von Gemeinden, die christliche Nähe und die menschliche Wärme einer Gemeinschaft spürbar sein sollte. Jesus ist da, wo zwei oder drei in seinem Namen zusammen sind.
Welches Buch lesen Sie gerade?
„Zauber der Stille“ von Florian Illies. Es ist ein wunderbares Buch über einen wunderbaren Maler, nämlich Caspar David Friedrich. Und, so klischeehaft es klingt, die Bibel.
Was macht Sie wütend oder unzufrieden?
Vieles. Wütend machen mich die einfachen Antworten, dieses: Die da oben oder die da drüben! und die Propaganda, die in unserer Gesellschaft, insbesondere vom rechten Rand aus, hoffähig gemacht wird. Ich bin sehr unzufrieden, dass viele nicht mehr zuhören können und wollen. Es spaltet sich vieles in Lager auf. Der Teufel (diabolos auf griechisch — Auseinanderbringer) liegt nicht mehr nur im Detail.
Wie haben Sie die evangelische Kirche im Kirchenkreis Fulda bisher erlebt?
Ich bin beeindruckt von der Energie und Vielfalt, die ich hier wahrnehme. Die Landesgartenschau etwa war ein starkes Signal, auch neue Wege zu gehen. Mich beeindrucken aber nicht nur die Events, sondern besonders die Personen, die mit großem Engagement Neues und Altes gestalten. Insbesondere auch in der Fläche des Kirchenkreises, in den kleinen Gemeinden. Ich freue mich wirklich auf die Menschen.