Liebe Gemeinde,
wenn Sie diese Zeilen lesen, gehen wir mit großen Schritten auf den Herbst zu. Das Ende des Spätsommers ist absehbar.
Es ist die Zeit, in der die Tage kühler, kürzer und auch stürmischer werden. Dazu kommt die Farbenpracht der reif gewordenen Früchte und die Blätterfärbung der Bäume. Das Morgenlicht und Abendlicht im Herbst lässt die Natur in seiner eigenen Farbenpracht erscheinen, bevor dann alles kahl und trist wird.
Der Herbst ist auch die Zeit des Erntedankfestes. Das Erntedankfest lenkt unseren Sinn darauf, dass Gott der Schöpfer ist, der mich versorgt mit allem, was ich zum Leben brauche, weit über das Nötigste hinaus. Gerade dieser Sommer mit seiner Hitze und Trockenheit hat uns gezeigt, wie eingebunden und abhängig wir Menschen vom Kreislauf der Natur sind.
Mit dem Erntedankfest erinnern wir Christen an den engen Zusammenhang von Mensch und Natur. Unsere drei Kirchen werden festlich mit Feldfrüchten ausgeschmückt, und es gibt uns Anlass, Gott Dank zu sagen.
Wenn wir weiter auf das Kirchenjahr schauen, dann bietet der Herbst im Gemeindeleben einiges. Wir feiern das Erntedankfest, den Reformationstag und ein von Kindern besonders geliebtes Ereignis, den St.-Martins-Tag. Es folgt der Buß- und Bettag und mit dem Ewigkeitssonntag schließt sich der Kreislauf des Kirchenjahres.
Wenn das Kirchenjahr mit dem Ewigkeitssonntag seinen Schlusspunkt setzt, dann wird an diesem Gedenktag besonders deutlich, dass Gott meine Zeit in seine Hände nimmt. Der Psalm 36 bringt das mit seiner Aussage „Meine Zeit steht in deinen Händen“ auf den Punkt.
Dieses Getragensein von Gott, vom Anfang bis zum Ende, in guten wie in schwierigen Lebensphasen hat der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch in seinem Gedicht „Ich bin vergnügt, erlöst, befreit“, in wunderbaren Worten aufgenommen und in einer Leichtigkeit beschrieben, die Trost und Hoffnung gibt. Ein Trost, wenn die Natur nach dem Herbst ihr Farbenkleid abwirft und die Tage trister und dunkler werden.
Ich bin vergnügt, erlöst, befreit.
Gott nahm in seine Hände meine Zeit, mein Fühlen, Denken, Hören, Sagen, mein Triumphieren und Verzagen, das Elend und die Zärtlichkeit.
Was macht, dass ich so fröhlich bin in meinem kleinen Reich?
Ich sing und tanze her und hin vom Kindbett bis zur Leich.
Was macht, dass ich so furchtlos bin an vielen dunklen Tagen?
Es kommt ein Geist in meinen Sinn, will mich durchs Leben tragen.
Was macht, dass ich so unbeschwert und mich kein Trübsinn hält?
Weil mich mein Gott das Lachen lehrt wohl über alle Welt.
Ich bin vergnügt, erlöst, befreit.
Gott nahm in seine Hände meine Zeit, mein Fühlen, Denken, Hören, Sagen, mein Triumphieren und Verzagen, das Elend und die Zärtlichkeit.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gute und erlebnisreiche Herbstzeit. Möge Gott unser Fragen und Suchen, unser Tun und Lassen in seine Hände nehmen.
Mit besten Wünschen für eine gute Herbstzeit,
Ihre Pfarrerin Beate Ehlert