Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muss ich fort…
„Ich verspreche Ihnen, dass ich nicht nach Gersfeld gehe“, das habe ich einem Gemeindemitglied auf einer Feier gesagt. Und ich habe mich schlecht gefühlt. Denn politisch war die Antwort korrekt. Aber ehrlicher wäre gewesen:
Die Kirchengemeinde Hettenhausen-Dalherda bedeutet mir viel. Ich habe hier viele Menschen in mein Herz geschlossen. Einige so sehr, dass ich sie am liebsten einpacken würde. Ich mag sie und ich bewundere ihr Engagement – neben, vor und nach der Arbeit, kümmern sie sich um den Kindergarten, verwalten den Friedhof, pflegen die Akten, organisieren Reparaturen, planen Feste, prüfen Rechnungen, telefonieren mit dem Kirchenkreisamt, denken an die Menschen in der Nachbarschaft und vieles mehr. Ohne, dass irgendjemand etwas davon mitbekommt. Allein aus dem Selbstverständnis: „Kirche, das bin ich!“ Und es rührt mich, wie fürsorglich sie sich um ihren Pfarrer kümmern. Ihn erinnern, wann die Mülltonnen raus müssen, und zum Essen einladen.
Aber die Wahrheit ist auch: Jeden Abend sehne ich mich nach meiner Partnerin und natürlich würde ich einen Stellenwechsel in Kauf nehmen, um bei ihr zu sein.
Und dieser Fall ist nun eingetreten. Die Kirchenleitung ist meinem Wunsch nachgekommen und versetzt mich zum 1. August auf die Pfarrstelle Oberaula.
Ich möchte mich bedanken, für die schöne Zeit in dieser Gemeinde. Für alles Schöne und Traurige, das wir miteinander geteilt haben. Und ich möchte mich bedanken, dass Sie, dass ihr mich so angenommen habt, wie ich bin, mit allen meinen Marotten. Ganz so wie Paulus es schreibt: „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“
Und ich möchte mich entschuldigen, bei allen Menschen, die ich in meinem Dienst verletzt oder enttäuscht habe.
Ihr Pfarrer,
Jonas Schindelmann
PS: Bis zum August bin ich trotzdem, nach wie vor, ganz für Sie da!
