Liebe Gemeinde,
wären Maria und Josef heute in der Lage, ihren und unseren Jesus in Bethlehem zur Welt zu bringen? Ich bin mir da nicht so sicher.
2019 hatte ich das Glück, das Heilige Land bereisen zu dürfen. Noch lange vor Corona, Abstandsregeln, Impfungen, Tests und Maskenpflicht.
Selbstverständlich gehörten auch Bethlehem und die Geburtskirche zu den Höhepunkten einer solchen Reise. Also auf in ein Palästinensergebiet. Checkpoint 300 – so nennt sich der Grenzübergang zwischen Jerusalem und Bethlehem. Eine riesige Mauer aus Beton und Stacheldraht trennen die einzelnen Zonen – außerdem schwerbewaffnete Soldatinnen und Soldaten. Ob das junge Paar mit Esel hier passieren dürfte? Wage ich zu bezweifeln! Unsere israelische Reiseleiterin hatte hier keinen Zugang und musste vor dem Checkpoint warten.
Die romantischen Hirtenhügel aus meiner kindlichen Vorstellung sind heute mit Hochhäusern zugebaut. Bethlehem selbst erscheint mir wahnsinnig laut und dreckig. Die Bewohner sind aufdringlich und möchten den Pilgern Souvenirs andrehen.
Nach einem kleinen Fußmarsch tut sich der Blick zur Geburtskirche auf – hoffentlich finde ich hier die nötige Ruhe und Möglichkeit zur inneren Einkehr.
Eine kleine Pforte (durch die man sich wirklich klein machen muss) führt in das Innere der Kirche. Wir hatten Glück, denn die Wartezeit, um in die Geburtsgrotte zu gelangen, war kurz. Mit Kerzen, vielen Vorstellungen und Gebeten ging es bergab zu dem 14-zackigen Stern, der den Platz der Krippe symbolisiert. Ob man das als Hochschwangere schafft? Bezweifle ich als Hebamme.
Vielleicht fragen Sie sich gerade, ob man hier ein besonders weihnachtliches Feeling bekommt. Ganz klar: NEIN! Bis ich meine Gedanken und Gebete klar ordnen konnte, mussten wir die Grotte auch schon wieder verlassen.
Da stand ich nun also, mitten in Bethlehem, vielleicht in der Nähe des Geburtsortes Jesu und es wollte mich so überhaupt kein spirituelles Gefühl überkommen – tja, genau so ist es!
Es kommt nicht auf den Ort an, sondern viel mehr auf den Heiligen Geist.
So hoffe ich für Sie und mich, dass wir beim Auspacken der Krippe in diesem Jahr, einem Adventskalendertürchen in unseren Gemeinden, einer ruhigen Stunde in der Adventszeit, den Gottesdiensten oder einem Konzert ein wenig WEIHNACHTSSTIMMUNG bekommen und der Heilige Geist weht.
Eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit
wünscht euch und Ihnen
Nadine Beermann