Einführung von Pfarrer Jonas Schindelmann und
Einweihung der restaurierten Adam-Eifert-Orgel
An einem trüben und regnerischen Herbstwochenende hatte die Kirchengemeinde Hettenhausen trotz des bescheidenen Wetters gehörigen Grund zum Feiern! Zum einen konnten wir am Reformationstag einen festlichen Gottesdienst begehen zusammen mit den Gemeinden aus dem Kooperationsraum Rhön, die wir in unsere St.-Georgs-Kirche nach Hettenhausen eingeladen hatten. Es ist mittlerweile zu einer schönen Tradition geworden, dass wir mit mehreren Gemeinden des Kooperationsraums diesen für uns Protestanten so besonderen Gottesdienst zusammen feiern und es hat uns sehr gefreut, dass in diesem Jahr Hettenhausen an der Reihe war.
Und das hat noch einen speziellen Grund: Am Reformationstag konnte das Kirchspiel Hettenhausen-Dalherda seinen neuen Pfarrer willkommen heißen! Nach 5 Monaten Vakanzzeit, in der Pfr. Maximilian Weber-Weigelt aus Dipperz die Gemeinden Hettenhausen und Dalherda (mit Poppenhausen) vertretungsweise geleitet hat, haben wir nun endlich wieder einen neuen Pfarrer: Jonas Schindelmann. Der gebürtig aus dem nordhessischen Schwalmstadt stammende Pfr. Schindelmann absolvierte nach seinem Studium die Vikariatszeit in Neuberg in der Nähe von Hanau und wurde am 25. Oktober 2020 in der Christuskirche Fulda ordiniert. Er tritt nun bei uns seine erste Pfarrstelle an und wurde durch Dekan Bengt Seeberg im Gottesdienst der Gemeinde vorgestellt und in sein Aufgabengebiet eingeführt.
Da Pfarrer Schindelmann selbst aus einem Pfarrhaushalt stammt, dürfte bei allem Neuen, das auf ihn zukommt, ein Wissen darüber vohanden sein, worauf er sich einlässt, so Seeberg. Mit Pfarrer Schindelmanns innerer Überzeugung, Gottes Segen und der Hilfe der Gemeindeglieder wünschte Dekan Seeberg ein erfolgreiches Wirken für die Gemeinde. Wir feierten an diesem Tag im Grunde drei Dinge: Reformation – Erneuerung, einen neuen Pfarrer und schließlich auch die kürzliche Unterzeichnung der Fusionsvereinbarung ab 01.01.2021 zur Ev.-luth. Kirchengemeinde Hettenhausen – Dalherda. Eine anspruchsvolle Aufgabe warte damit auf Pfarrer Schindelmann, die Gemeinde zusammenwachsen zu lassen und das Gemeindeleben zu gestalten. Wobei er selbstverständlich auf die Hilfe des Kirchenvorstands zählen könne und jedes Mitglied der Gemeinden dazu beitragen könne und müsse.
Dekan Seeberg dankte anschließend Pfarrer Weber-Weigelt, der, selbst noch neu in seiner Gemeinde Bieberstein-Dipperz, zur Vakanzvertretung in Hettenhausen und Dalherda mit Poppenhausen bereit war. Zum Dank und zur Entspannung wurden ihm Tee und Gebäck überreicht. Pfarrer Weber-Weigelt bedankte sich, auch für die Hilfe innerhalb der Gemeinde, und versicherte Pfarrer Schindelmann, in einer besonderen Gemeinde angekommen zu sein, sie sei ein Segen.
Nach einem Pauluswort über die Entscheidung für Christus sprach Pfarrer Schindelmann in seiner ersten Predigt vor der Gemeinde über seine eigenen Entscheidungsschwierigkeiten zwischen dem Kauf eines bequemen, mit technischen Finessen ausgestatteten Sofas und einer (notwendigen) Küche für das neu einzurichtende Pfarrhaus, das er in diesen Tagen bezogen hat. Einfließen ließ er, dass man ihn darauf vorbereitet habe, dass es auf einem Dorf eine gewisse soziale Kontrolle gebe, was Herausforderung und Gewinn bedeuten kann. Man sei nicht nur für sich, sondern in die Menschen um sich herum eingebunden. Paulus Wort „Zur Freiheit hat uns Christus befreit“ bedeute nicht, dass man ganz frei ist, auch als Christ nicht. Letztlich zeige uns das auch die Corona-Zeit: Ich muss meine eigene Freiheit beschränken, um anderen nicht zu schaden.
Zum Schluss bedankte sich der Kirchenvorstand bei Pfarrer Weber-Weigelt und betonte, dass man der Nachbargemeinde Bieberstein-Dipperz weiterhin freundschaftlich und unterstützend verbunden bleiben wolle. Ein Kissen mit Buch-Gutschein wurde dem begeisterten Leser als kleine Anerkennung überreicht. Auch Pfarrer Schindelmann erhielt als Willkommensgruß Rhöner Spezialitäten, die er auf dem Sofa genießen kann, für das er sich dann am Ende entschieden hatte.
Die Gemeinde hieß ihren neuen Pfarrer herzlich willkommen und dazu gab es das ein oder andere hilfreiche Geschenk zum Start.
Pfarrer Schindelmann freut sich auf die neuen Aufgaben in einer lebendigen Gemeinde und die Zusammenarbeit mit vielen engagierten und ehrenamtlichen Gemeindegliedern.
Am darauffolgenden Tag, am 1. November, war es endlich soweit: Die Restaurierung unserer Adam-Eifert-Orgel konnte erfolgreich abgeschlossen werden – und auch das würdigten wir natürlich mit einem Festgottesdienst.
Bezirkskantorin Brigitte Lamohr ließ nun erstmals die restaurierte und rekonstruierte Orgel erklingen und demonstrierte der Festgemeinde den romantischen Klang des Instruments, das 1879 im Rahmen der Neuerrichtung der Kirche von Adam Eifert aus Thüringen mit 17 Registern verteilt auf zwei Manuale und ein Pedal erbaut wurde.
Landeskirchenmusikdirektor Uwe Maibaum unterstützte sie dabei gesanglich durch zwei wundervolle Darbietungen.
Prälat Bernd Böttner brachte in seiner Predigt seine Bewunderung und Hochachtung zum Ausdruck gegenüber dem, was die Gemeinde in solch kurzer Zeit auf die Beine gestellt hat, um die Restaurierung ihrer Orgel zu finanzieren. Dabei habe es im Vorfeld sicherlich Fragen gegeben, ob denn eine solch aufwendige Restaurierung überhaupt notwendig sei oder vielleicht auch, ob man überhaupt noch eine Orgel im Gottesdienst benötige. Bei der Frage, wo denn heute „die Musik spielt“, denke man in erster Linie an die großen Konzert- und Opernhäuser, oder auch an die großen Kirchen. Aber tatsächlich spiele die Musik auf dem Land, in jeder Kirche, über die fast jedes noch so kleine Dorf verfüge. Und in fast jeder Kirche stehe eine Orgel, und auch wenn heute natürlich auch andere Instrumente wie Gitarren zum Einsatz kommen, so habe die Orgel ihren festen Platz und ihre Berechtigung im Gemeindegottesdienst, für jahrhundertealte Lieder, aber auch für moderne Stücke. Hier werde Musik gemacht, und das sei sehr wichtig. Es sei ein Jammer, dass uns die momentane Pandemie daran hindere, das Evangelium mit Gesang im Gottesdienst zu verkündigen. Das belaste viele Menschen, und ab und zu dürfe man diesen Jammer auch mal aus sich heraus schreien und sich über die Situation beklagen. Umso schöner, dass jetzt zumindest wieder die Orgel erklingen könne.
Ca. 90.000 € habe die Kirchengemeinde durch zahllose Aktivitäten und Spenden selbst aufgebracht. 80.000 € kamen von der Landeskirche, das Landesamt für Denkmalpflege Hessen und die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen haben jeweils 10.000 € beigesteuert. Die Sparkasse Fulda und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz haben sich mit jeweils 7.000 € beteiligt und von der Stadt Gersfeld kamen nochmals 6.000 € an Fördermitteln.
Es sei zwar vielleicht im ersten Moment etwas befremdlich, in einer Predigt von Geldbeträgen und Finanzen zu sprechen, aber letztlich seien es Kirchensteuern, mit denen solche Projekte von der Landeskirche gefördert würden. Der Prälat hielt diesen Hinweis für wichtig, da die sinnvolle Verwendung dieser Steuern schon ab und an in Frage gestellt würde.
Im Anschluss an den Festgottesdienst waren alle Interessierten zu Führungen an der Adam-Eifert-Orgel eingeladen. Der Orgelsachverständige des Kirchenkreises, Kantor Klaus Vogt, sowie Andreas Hahn, der Chefrestaurator der Firma Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH, informierten über die Arbeiten im Zuge der Restaurierung und Rekonstruktion. Hier gab es sowohl technische und geschichtliche Hintergründe als auch „etwas für die Ohren“.
Wir bedanken uns noch einmal ausdrücklich und ganz herzlich für alle Spenden und Fördergelder, die wir von so vielen Seiten für die aufwendige Restaurierung und Rekonstruktion unserer historisch wertvollen Orgel erhalten haben. Und natürlich auch ein großes Dankeschön für das überragende Engagement, mit dem sich so viele Gemeindeglieder für „ihre Orgel“ eingesetzt haben. Die vergangenen Monate haben uns gezeigt, wie wichtig Gemeinschaft und Zusammenarbeit ist, und was man erreichen kann, wenn man ein festes Ziel vor Augen hat!
Leider war es nicht allen Interessierten möglich, an diesen beiden Gottesdiensten persönlich teilzunehmen, da aufgrund der momentanen Beschränkungen die Zahl der möglichen Besucher stark reduziert werden musste. Nichtsdestotrotz konnten wir in dieser besonderen Zeit auch unter diesen Voraussetzungen die Gottesdienste sehr feierlich begehen. Um allen Gemeindegliedern dennoch die Möglichkeit zu geben, zumindest „virtuell“ an den Gottesdiensten teilhaben zu können, haben wir jeweils einen Livestream angeboten, so dass jeder und jede diese gemütlich von zu Hause mitverfolgen konnte. Diese Alternative zum direkten Mitfeiern in der Kirche werden wir in Zukunft regelmäßig zur Verfügung stellen bei „besonderen“ Gottesdiensten.
Vielen Dank an alle Beteiligten, die zum Gelingen beigetragen haben, in den Gottesdiensten und natürlich auch an die vielen, die im Hintergrund gewirkt haben!
(Marion Friedrich, Sibylle Hümmer)
Bericht der Deutschen Stiftung Denkmalschutz: