Liebe Gemeinde, lieber Prälat Böttner, liebe Gäste aus nah und fern,
ich spüre eine ganz große und tiefe Dankbarkeit, wenn ich auf die vergangenen Monate zurückblicke.
Eckard, Ortrud, Matthias, Karin, Erwin, Karola, Martin und wie sie alle heißen, alle haben sich mit aller Kraft und viel Herzblut in unser Projekt reingekniet. Und nicht nur die aus der Projektgruppe, nein, dazu kamen noch viele andere, die ganz tolle Ideen spontan umgesetzt haben. Ich kann hier nicht alle aufzählen und würde auch garantiert welche vergessen. Wenn ich mich zurückerinnere, bin ich nach wie vor fasziniert und absolut begeistert, welche Eigendynamik sich da entwickelt hat.
Wir haben gefastet für die Orgel, getrunken und gefeiert für die Orgel, gebacken und gegessen für die Orgel, gebastelt und genäht für die Orgel, gepflanzt für die Orgel, Wein verkauft für die Orgel und und und. Dazu kamen die Pfeifenpatenschaften, die uns gezeigt haben, dass unsere Orgel nicht nur uns Hettenhäusern am Herzen liegt, sondern auch vielen anderen aus der nahen und fernen Umgebung. Vor allem viele ehemalige Hettenhäuser denken wohl noch gerne an ihre alte Heimat und haben uns in unserem Projekt unterstützt.
Und dann gab es noch ganz viele einzelne und private Initiativen und es tut mir leid, wenn ich hier nicht alle separat nennen kann. Nicht vergessen darf ich natürlich die zahlreichen Spenden, auch unabhängig von einer Pfeifenpatenschaft.
Manchmal frage ich mich echt, was wir jetzt tun werden, wo die Restaurierung abgeschlossen ist (na ja … fast 🙂 ) und wir endlich wieder unsere Orgel im alten Glanz hier oben auf der Empore stehen haben, mit winzigen Abstrichen genau so, wie Adam Eifert sie vor 141 Jahren erdacht und erbaut hat. Aber ich denke, wir finden schon etwas, das wir als nächstes in Angriff nehmen können. 🙂
Danke auch an das Team der Firma Jehmlich, allen voran Andreas Hahn, für die großartige Arbeit. Ich will ehrlich sein – als ich im Frühjahr, nach ihrem ersten Besuch hier in Hettenhausen, hoch auf die Empore gegangen bin und mir die vielen, vielen Einzelteile angeschaut habe, die da überall verstreut lagen, hatte ich schon so meine Bedenken, dass alle Teile nachher wieder an ihren angestammten Platz finden. Ein bisschen erinnerte es mich an den Moment, wenn man einen Karton von IKEA aufmacht und erstmal gefühlt tausend Einzelteile um sich herum liegen hat und hofft, dass nachher auch das gewünschte Regal dabei rauskommt und nicht zu viele Teile übrig bleiben – nur hat man da eine Anleitung!
Aber natürlich habt ihr das bravourös hinbekommen. Es bleiben zwar Teile übrig, nämlich die ausgemusterten Pfeifen, aber das war ja Absicht.
Und den Rest schaffen wir jetzt auch noch. Wir haben den zeitlich gesetzten Rahmen zwar nicht zu 100 % erfüllt, aber den Berliner Flughafen werden wir nicht toppen! In den nächsten Tagen wird die Orgel dann endgültig fertig sein und Sie alle sind ja heute hoffentlich nicht zum letzten Mal hier, um unserer Orgel zu lauschen. Das nächste Mal werden ALLE Register gezogen, versprochen!
Ein großes Dankeschön auch an Klaus Vogt, unseren Orgelsachverständigen, an Dr. Bernhard Buchstab, den Bezirkskonservator vom Landesamt für Denkmalpflege, an Uwe Bornscheuer und Claudia Schröder vom Kirchenkreisamt Fulda. Sie alle standen immer dann parat und haben uns geholfen, wenn wir etwas wissen wollten oder nicht mehr weiter wussten. Insbesondere Ihr Schreiben an die Gemeinde im Sommer 2013, Herr Vogt, über unser musikalisches Kleinod, hat mich schon damals sehr bewegt. Danke an Sie alle für Ihre Unterstützung und dass Sie an uns geglaubt haben! Und an viele, viele andere, die mitgezogen und uns geholfen haben, teilweise auch im Hintergrund und ohne es zu wissen, einfach durch eine Mut machende Mail (da fällt mir z. B. spontan die von unserem Landeskirchenmusikdirektor Uwe Maibaum damals ein), eine nette Postkarte oder auch einen hilfreichen Tipp.
Und natürlich möchte ich mich im Namen unserer Gemeinde bei der Landeskirche und allen unseren Förderern bedanken, ohne deren finanzielle Mittel unser gewaltiges Projekt trotz allen Enthusiasmus nicht hätte realisiert werden können. Herzlichen Dank für Ihre Mithilfe!
Zusammen haben wir es tatsächlich geschafft, und das noch dazu in einer wahnsinnig kurzen Zeit!
Ich habe ja mal, ich glaube es war im Frühjahrs-Kurier, etwas geschrieben über die Erfolgsgeschichte des Orgelprojektes St. Georg. Kein Wort davon war übertrieben – und manchmal, in sentimentalen Momenten, könnte ich fast heulen über das, was unsere Gemeinde gemeinsam geleistet hat. Wer hätte im Frühjahr letzten Jahres ernsthaft gedacht, dass wir das so hinbekommen, mal abgesehen von so penetranten Optimisten wie mir oder Pfr. Wachter, der im Februar 19 schon total zuversichtlich gesagt hat: „Das kriegt ihr hin, gar kein Problem“?
An dieser Stelle möchte ich gerne den Blick auf unsere Jahreslosung lenken: Ich glaube; hilf meinem Unglauben! Der Vater des schwerkranken Jungen schreit diesen Satz verzweifelt heraus auf den leicht genervten Ausruf Jesu im Markus-Evangelium, im 9. Kapitel: „Du sagst: Wenn du kannst! Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“
Es gibt Zeiten, in denen uns Jesus herausfordert, über uns selbst und unsere Möglichkeiten hinauszuwachsen. Kaum zu glauben, was er uns zu- und anvertraut! Kaum zu glauben, wie seine Möglichkeiten unsere Grenzen sprengen! Daran können ihn weder Kleinglaube noch Unglaube hindern.
Oder wie schon der römische Philosoph Seneca so treffend formuliert hat: „Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer.“ Wenn wir uns im Vorfeld schon alle davor gefürchtet hätten, welche Last diese immense Aufgabe bedeutet und wie viel Kraft, Nerven und Zeit sie fordert – ja, wie schnell wäre da dem Projekt „Orgel-Renovierung“ von vornherein ein Strich durch die Rechnung gemacht worden. Aber nein, wir haben es gewagt und einfach angefangen, das gemeinsame Ziel vor Augen. Und seht, was dabei Tolles entstanden ist! Und damit meine ich nicht nur unsere Orgel, sondern auch wie sich die Beziehungen und Zusammenarbeit der Menschen hier untereinander entwickelt haben, wie Gemeinschaft gewachsen ist.
Das zeigt mir wieder mal ganz deutlich, dass wir (fast) alles schaffen können, wenn wir wirklich daran glauben und hart dafür arbeiten. Denn Arbeit war es tatsächlich, und zwar jede Menge. Wenn ich nur an die vielen Stunden denke, die wir für irgendwelche Förderanträge aufgewendet haben ohne zu wissen, ob da auch was bei rumkommt. Was waren wir anfangs erschlagen von den vielen fremden Wörtern im Angebot der Firma Jehmlich. Gefühlt jedes zweite Wort mussten wir nachschlagen oder googeln. Wer hatte denn, abgesehen von den Experten, schon mal was von Beutelpulpeten (übrigens eines meiner Lieblingswörter in dieser Zeit 🙂 ), Windladen oder Kalkanten gehört, geschweige denn wofür die gut sind? Und einen Eintrag bei Wikipedia zu machen hatte ich mir irgendwie auch einfacher vorgestellt. Aber wir haben uns durchgebissen und viel gelernt dabei!
Jeder und jede von uns hat Unmengen von Stunden in das Projekt gesteckt, aber es hat sich definitiv gelohnt. Es war und ist mir eine Herzensangelegenheit, und ich denke, es geht vielen anderen auch so.
Und bitte seht es mir nochmal nach, wenn ich hier nicht alle Beteiligten namentlich erwähnt habe, das hätte ich nicht geschafft. Tausend Dank an euch alle!
Ganz speziell möchten wir uns heute bei Bernd Böttner, dem Prälaten unserer Landeskirche, bedanken, dass er diesen für uns so wichtigen Gottesdienst mit uns gemeinsam gefeiert hat. Als unser damaliger und inzwischen leider verstorbener Pfarrer Müller Sie im Frühjahr gefragt hat, ob Sie im November nach Hettenhausen kommen möchten um mit uns die Restaurierung unserer Orgel zu feiern, hat keiner von uns gedacht, dass uns die damaligen Umstände bis heute (und sicherlich noch eine Weile) beschäftigen werden. Wir wissen, dass Sie gerade jetzt viel zu tun haben, dauernd ändern sich die Voraussetzungen und Maßnahmen müssen angepasst werden. Umso mehr freuen wir uns, dass Sie heute die Zeit für uns gefunden haben. Vielen Dank!
Vielen lieben Dank auch an Bezirkskantorin Brigitte Lamohr, die heute mit anderen widrigen Umständen zu kämpfen hatte. Sie ist es gewohnt, alle Register einer Orgel zu ziehen und den Zuhörern die ganze Bandbreite dieses wunderbaren Instruments zu zeigen. Das war heute, aus bereits geschilderten Gründen, nicht so möglich wie geplant. Gerne hätten wir bereits heute den vollen Umfang des romantischen Klangs unserer Orgel gehört und ich weiß, wie gern Sie uns das geboten hätten, Frau Lamohr. Aber wir würden uns freuen, Sie wieder einmal hier in Hettenhausen begrüßen zu dürfen; Sie sind herzlich eingeladen!
Ganz besonders hat es mich gefreut, dass Uwe Maibaum, der Landeskirchenmusikdirektor der EKKW, sich heute bereit erklärt hat, Frau Lamohr gesanglich zu unterstützen. Alle Planungen vom Frühjahr wurden ja über den Haufen geworfen, Singen im Gottesdienst war lange komplett verboten und erst jetzt können wir wieder ganz behutsam starten. Also, was tun? So ganz ohne Gesang ist ja auch bescheiden. Da fiel mir bei den Überlegungen zu der Gästeliste für den heutigen Tag der 50. Geburtstag der KMF in Schlüchtern ein, bei dem Sie am Festgottesdienst gesungen haben. Ja, und da ist in meinem Kopf eine Idee gereift, die ich dann mit Frau Lamohr geteilt habe … und Sie haben sich spontan die Zeit genommen. Vielen herzlichen Dank dafür und für die wunderschönen Lieder!
Herr Vogt, Sie begleiten unsere Orgel als Sachverständiger schon viele, viele Jahre. Und fast genauso lange haben Sie schon dafür plädiert, dass wir unbedingt die Restaurierung der Orgel in Angriff nehmen müssen. Sie haben immer wieder dargelegt, was für ein besonderes Kleinod wir in unserer Kirche stehen haben. Und wenn Sie ehrlich sind, haben Sie wahrscheinlich nicht gedacht, dass wir das auch irgendwann tatsächlich angehen, oder? Vielen Dank für die bisherige und künftige Unterstützung!
Last but not least die Firma Jehmlich, heute hier vertreten durch den Chefrestaurator Andreas Hahn und Hannes Hering, aber auch alle anderen, die zwischendurch hier waren oder auch in der Werkstatt in Dresden an unserer Orgel mitgearbeitet haben. Es ist unglaublich, wie akribisch und mit wie viel Liebe ihr die Restaurierung der Orgel durchgeführt habt. Die meisten von uns hatten keine Vorstellung, wie diffizil das ist und vor allem aus wie vielen Einzelteilen, teilweise winzig klein, so eine Orgel besteht und was es für ein Aufwand ist, alles wieder so herzustellen, wie es ursprünglich mal war. Meine Hochachtung, ihr habt echt ganze Arbeit geleistet!
Wir haben gut daran getan, euch unsere „alte Dame“ anzuvertrauen!
(Marion Friedrich, zur Einweihung der restaurierten Orgel am 1. November 2020)
Erste Eindrücke und „Hörproben“ der restaurierten und rekonstruierten Adam-Eifert-Orgel: