Die Restaurierung und Rekonstruktion der historischen Adam-Eifert-Orgel in der Kirche St. Georg in Hettenhausen steht vor dem Abschluss
HETTENHAUSEN
Der Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen besuchte am 3. September 2020 die Kirche St. Georg in Hettenhausen. Gemeinsam mit Vertretern der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, der Sparkasse Fulda und Bürgermeister Dr. Steffen Korell konnte er sich davon überzeugen, dass mit der Orgel in der Kirche ein bedeutendes kulturhistorisches Instrument gesichert und für weitere Generationen erhalten wird.
Die von dem Orgelbauer Adam Eifert (1841-1910) aus dem thüringischen Stadtilm im Jahr 1879 in der St. Georgs-Kirche in Hettenhausen erbaute Orgel wird anlässlich eines Festgottesdienstes am Sonntag, 1. November 2020 um 13:00 Uhr nach ihrer Restaurierung und Rekonstruktion wieder zu hören sein. Der Entscheidung im Jahr 2012 für eine umfassende Restaurierung war eine lange Phase der Klärung in der Kirchengemeinde vorausgegangen, bis sich die Erkenntnis durchgesetzt hatte, dass die Kirche über ein kulturhistorisch bedeutendes Instrument verfügt.
Offensichtliche Schäden an der Orgel wurden zuletzt im Jahr 2010 repariert, die jedoch dem Instrument und den Anforderungen einer verantwortlichen Pflege als Denkmal nicht gerecht wurden. Nach einer Ausschreibung wurde die traditionsreiche Firma Jehmlich Orgelbau Dresden GmbH für die Restaurierung und Rekonstruktion der „romantischen“ Orgel von Adam Eifert ausgewählt.
Die Evangelische Landeskirche von Kurhessen-Waldeck erklärte sich bereit, das Vorhaben finanziell zu fördern (80.000 Euro), die Restaurierung sei aber bis zum Jahr 2020 zu beginnen. Dem Vorstand der Kirchengemeinde war bewusst, dass die von der Gemeinde selbst noch aufzubringenden Mittel nicht aus dem Klingelbeutel würden aufgebracht werden können. Im Februar 2019 lud er zu einer Informationsveranstaltung ein, bei der sich aus der Mitte der gesamten Gemeinde eine Gruppe Interessierter zusammenfand, die sich kurz darauf als Orgelprojekt St. Georg Hettenhausen konstituierte.
Die Vereine in Hettenhausen wurden gewonnen, das Projekt finanziell zu fördern, eine Vielzahl von Aktivitäten wurden zugunsten der Orgel initiiert. Spendern wurde angeboten, für einzelne Pfeifen oder ein ganzes Register eine Patenschaft zu übernehmen. Die Restaurierung wurde in das Orgelförderprogramm der Hessischen Landesregierung aufgenommen (20.000 Euro), an dem sich die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen zur Hälfte beteiligte. Die Stiftung der Sparkasse Fulda (7.000 Euro) sowie die Stadt Gersfeld (6.000 Euro) konnten darüber hinaus, neben zahlreichen weiteren Stifterinnen und Stiftern, als Unterstützer gewonnen werden. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat ebenfalls Mittel in Aussicht gestellt.
Noch im September werden die in Dresden bei dem beauftragten Orgelbauer inzwischen restaurierten und die rekonstruierten Teile der Orgel in Hettenhausen aufgebaut. Einbezogen in das ganze Vorhaben wurde auf Anregung des Amtes für Denkmalpflege die Reaktivierung der historischen Balganlage im Turm der Kirche. Von dort wird die Orgel mit dem nötigen „Wind“ versorgt. Alle Wünsche, die einer denkmalpflegerisch verantwortlichen Behandlung der Orgel gerecht werden, konnten eingelöst werden.
Das Spendenthermometer im Eingangsbereich der Kirche weist inzwischen einen Betrag von fast 210.000 Euro aus, der auch benötigt wird, um eine verantwortliche Restaurierung und Rekonstruktion der Hettenhäuser Orgel des Großherzoglich Sächsischen Hoforgelbauers Adam Eifert zu verwirklichen.
Es soll sich natürlich nicht nur die Gemeinde vom Wohlklang der im neuen „alten“ Glanz erstrahlenden Orgel und deren musikalischer Qualität überzeugen können, sondern diese soll einem möglichst breitgefächerten Publikum zugänglich gemacht werden. Darum plant die Kirchengemeinde nach Abschluss der Restaurierungsmaßnahme nicht nur den Festgottesdienst am 1. November, sondern es soll in Zukunft (selbstverständlich neben den regelmäßigen Gottesdiensten) auch Präsentationen und Darbietungen verschiedener Art geben, etwa in Form von Orgelkonzerten.
Das Landesamt für Denkmalpflege Hessen (LfDH) und die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen verfolgen seit vielen Jahren ein gemeinsames Programm zur Förderung und Restaurierung von Orgeln. Hierzu stellen beide Fördermittel in derselben Höhe zur Verfügung. Anlässlich eines gemeinsamen Präsentationstermins am 3. September in der Kirche St. Georg konnte der Kirchengemeinde der Bewilligungsbescheid über insgesamt 20.000 Euro übergeben werden. Eine Abordnung des Kirchenvorstands und des Orgelprojektes St. Georg Hettenhausen hieß den Präsidenten des LfDH, Landeskonservator Dr. Markus Harzenetter, Dr. Bernhard Buchstab (Bezirkskonservator am Landesamt für Denkmalpflege), Matthias Haupt als Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung, Christian Markert als Vertreter der Sparkasse Fulda sowie den Bürgermeister der Stadt Gersfeld (Rhön), Dr. Steffen Korell, sehr herzlich willkommen. Die Gemeinde freut sich zusammen mit dem Orgelsachverständigen des Kirchenkreises Fulda, Kantor Klaus Vogt, über die Zuwendung und die lobenden Worte, die alle Redner zum besonderen Engagement der Gemeinde fanden, das diese wieder einmal unter Beweis gestellt habe. Dies sei in der heutigen Zeit keinesfalls selbstverständlich und man könne sicher sein, dass die restaurierte Orgel im sehr aktiven Gemeindeleben oft zum Einsatz kommt und noch viele Generationen erfreuen wird.
Dr. Harzenetter stellte heraus, dass es heute selten sei, eine zeitgenössische Orgel aus der Erbauungszeit einer Kirche zu sehen. (Anmerkung: Die Orgel wurde im Zuge der Neuerrichtung der Ev.-luth. Kirche St. Georg im Jahr 1879 erbaut und passt daher stilistisch perfekt zur Inneneinrichtung.) Dies sei natürlich zum Teil dem vergleichsweise jungen Alter der Kirche geschuldet, bleibe aber trotzdem eine Ausnahme. Die Gemeinde könne sich glücklich schätzen, ihre Kirche in solch einem guten Zustand zu haben, was wiederum ein Zeichen dafür sei, dass die Kirche integraler Bestandteil des Gemeindelebens ist und regelmäßig und gerne genutzt wird.
Und wie Dr. Buchstab betonte, sei die Orgel in der Kirche Hettenhausen als Werk des im hessischen Grebenau geborenen und später in Thüringen ansässigen Adam Eifert, der viele Orgeln sowohl in Thüringen als auch in Hessen erschuf, ein wunderbares Paradebeispiel für die engen kulturhistorischen Verflechtungen zwischen Hessen und Thüringen und die schon damals gängige Praxis der Kooperation zwischen den (heutigen) Bundesländern. Und genau hierfür stehe ja auch die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen. Darüber hinaus zeigte sich Dr. Buchstab sehr erfreut, dass die Kirchengemeinde seinem Rat gefolgt ist und die noch vorhandene, historische Balganlage in diesem Zug wieder reaktiviert wird, was durchaus nicht selbstverständlich sei. Dadurch werde die Restaurierung erst komplett und richtig rund.
Orgelprojekt St. Georg Hettenhausen
(mf)
Artikel in der Fuldaer Zeitung vom 05.09.2020: https://www.fuldaerzeitung.de/fulda/140-jahre-alte-orgel-in-hettenhausen-erstrahlt-in-neuem-glanz-90037657.html
Bericht in Osthessen-Zeitung vom 12.09.2020: https://www.osthessen-zeitung.de/einzelansicht/news/2020/september/foerderung-fuer-restaurierung-der-historischen-orgel-in-hettenhausen.html
Bericht im Gersfelder Rhönboten Ausgabe 37/2020: https://ol.wittich.de/titel/1061/ausgabe/37/2020/artikel/00000000000023280736-OL-1061-2020-37-37-0