Am 8. Juni 2019 hatte die Projektgruppe St. Georg zusammen mit dem Organisten Wilhelm Rehorst zu einer kleinen Vorstellungsrunde eingeladen, bei der die Hettenhäuser Orgel im Mittelpunkt stand.
Die Orgel wurde im Jahre 1879 vom thüringischen Orgelbauer Adam Eifert aus Stadtilm erbaut.
In einer sehr kurzweiligen und humorvollen Art und Weise erhielt das interessierte Publikum einen Einblick in die Funktionsweise einer Orgel, Grundlagentechnik sozusagen. Denn kaum jemand kann sich vorstellen, welche Mechanismen im Hintergrund dieses großen und großartigen Instrumentes ablaufen, damit wir im Gottesdienst ein Lied hören können. Da werden mit einer Taste auf einem der beiden Manuale oder auf dem Pedal oft nicht nur eine Orgelpfeife, sondern gleich mehrere angesprochen. Auch was es mit den verschiedenen Registern auf sich hat und was passiert, wenn die verschiedenen Hebel auf beiden Seiten des Spieltisches gezogen werden (oder nicht), haben wir erfahren.
Überhaupt haben wir eine Menge Fachbegriffe gelernt. Was ist eine Pulpete und wofür ist die gut? Was machen die Windladen? Wofür haben wir zwei Manuale? Wie kommt die Luft in die Pfeifen und wie wird der Ton erzeugt? Was ist der Unterschied zwischen einer „8-Fuß“- und einer „4-Fuß“-Pfeife? Und wie hört die sich jeweils an? Fragen über Fragen, auf die es eine Antwort gab.
Und damit es nicht nur bei der Theorie blieb, konnten wir uns bei verschiedenen vorgetragenen Musikstücken ein Bild davon machen, wie der Organist seine zwei Hände und zwei Füße zum Einsatz bringt und wie im Zusammenspiel wundervolle Musik ertönt.
Natürlich wurde uns auch gezeigt, welche Register nicht mehr bespielbar sind, sei es, weil die entsprechenden Pfeifen im Ersten Weltkrieg abgeführt werden mussten oder weil sie im Zuge einer „Klangverbesserung“ dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend (Orgeln sollten voll und kräftig tönen) außer Funktion gesetzt wurden. Wir haben auch den Unterschied zwischen dem ursprünglich warmen und harmonischen Klang, der in einigen Registern noch vorhanden ist, und dem teilweise etwas schrillen und „scheppernden“ Ton, der nach den Renovierungen im letzten Jahrhundert entstanden ist, gehört.
Und es gab auch etwas zum Anfassen: fast mannshohe Pfeifen mit einem mehrere Zentimeter großen Durchmesser, und auch winzig kleine, die für die ganz hohen Töne zuständig sind. Zum Schluss blieb ein Blick in das sonst verborgene Innere, sozusagen das Herz der Orgel, wobei man sich einen Eindruck von der unglaublichen Komplexität dieses Instrumentes machen konnte. Die Orgel wird nicht ohne Grund die „Königin der Instrumente“ genannt.
Vielen herzlichen Dank an Wilhelm Rehorst, Eckard Wörner und Martin Schleicher für die interessanten Einblicke. Wir sind jetzt zwar keine „Orgel-Experten“ geworden, aber so einiges ist doch hängengeblieben. Und wir als Laien sind (noch mehr als zuvor) davon überzeugt, dass eine fachgerechte Restaurierung unbedingt notwendig ist.
Denn wenn wir als Gottesdienstbesucher oftmals nichts merken von all dem was nicht funktioniert, so liegt das an dem Können des Organisten, der weiß, welche Tasten oder Hebel er nicht bewegen darf. Und auch an Martin Schleicher, der immer dann in die Orgel klettern muss, wenn wieder mal ein Ton hängt. 🙂
Aber all das ist, so Gott will, auch dank unser aller Hilfe, schon bald Geschichte, und zum Reformationstag 2020 hören wir unsere restaurierte Orgel wieder in altem Glanz!
(mf)